…und warum „einfach besser sein“ für Frauen in Männerbranchen nicht reicht.
Es ist 15:30 Uhr. Du sitzt im Quarterly Review.
Dein Kollege Max präsentiert euer Projekt. Es ist das, für das ihr zusammen die Grundlagenarbeit gemacht habt – wochenlang – jeden Abend stundenlang die Köpfe heissgeredet. Und jetzt?
Erntet er den Applaus für „seine innovative Herangehensweise“. Kein Wort über dich und deinen Anteil.
Und du? Sitzt still da und denkst: „Ich hätte das präsentieren sollen.“ Oder zumindest hätte Max deinen Anteil hervorheben können.
Nach dem Meeting gehst du zur Toilette und starrst dich im Spiegel an. „Vielleicht bin ich wirklich nicht durchsetzungsfähig genug“, denkst du. „Vielleicht gehöre ich nicht hierhin.“
Stopp.

Du gehörst hierhin. Du bist kompetent. Du bist klug. Aber du arbeitest in einer Welt, die nach anderen Regeln funktioniert – Regeln, die dir niemand erklärt hat. Wenn du als Frau in einer Männerbranche arbeitest, kämpfst du nicht nur um deine Karriere. Du kämpfst gegen ein unsichtbares System von Doppelstandards, unausgesprochenen Erwartungen und subtilen Machtspielen, die dich täglich Energie kosten.
Die unsichtbaren Hürden für Frauen in Männerbranchen
Hier sind die unbequemen Wahrheiten:
Frauen müssen in Männerbranchen überdurchschnittlich viel leisten, um dieselbe Anerkennung wie Männer zu erhalten. Studien zeigen immer wieder: Dieselbe Verhaltensweise wird bei Männern positiv und bei Frauen negativ bewertet.
- Durchsetzungsfähig? Beim Mann = Leadership, bei der Frau = schwierig.
- Ehrgeizig? Beim Mann = zielstrebig, bei der Frau = zu ambitioniert.
Was bei Männern als Stärke gilt, wird Frauen oft negativ ausgelegt. Der gleiche Satz, die gleiche Idee, sogar der gleiche Tonfall – und trotzdem wird sie bei dir anders bewertet.
Das Problem bist nicht du. Das Problem ist das System.
Aber während du zweifelst, ob du „zu sensibel“ bist, navigieren andere längst strategisch durch diese Spielregeln – weil sie wissen: Es reicht nicht, einfach gut zu sein.
Emotional Labor: Die unsichtbare Zusatzarbeit im Männerumfeld
Ein Coachee – Senior Consultant bei einer der Big4 – brachte es auf den Punkt: „Ich erkläre, moderiere, beruhige – ohne dass es jemand merkt. Abends bin ich komplett erschöpft.“
Diese emotionale Zusatzarbeit, auch Emotional Labor genannt, ist bei Frauen besonders ausgeprägt:
- Übersetzerin: Du erklärst, was dein Kollege kompliziert gemacht hat.
- Friedensstifterin: Du glättest Konflikte, wenn die Egos aufeinanderprallen.
- Perfektionistin: Du bist doppelt so vorbereitet, weil deine Fehler mehr zählen.

Hinzu kommt: Du überlegst bei jeder E-Mail dreimal, wie du formulierst. Du schreibst freundlicher, um nicht „kalt“ zu wirken. Du vermeidest klare Aussagen, um nicht als „dominant“ zu erscheinen. Diese Feinjustierung kostet Kraft – jeden einzelnen Tag.
Ich höre immer wieder aus der Tech-Branche: „Männer dürfen improvisieren. Wenn ich das mache, heisst es: ‚Die hat sich nicht vorbereitet‘.“
Karriere und Kind: Der dreifache Balanceakt
Mutterschaft ist oft der Wendepunkt für Frauen in Männerbranchen.
- Vor der Schwangerschaft: „Sie ist ehrgeizig.“
- Nach der Ankündigung: „Kommt sie überhaupt zurück?“
- Nach dem Wiedereinstieg: „Sie ist bestimmt nicht mehr belastbar.“
Eine Projektleiterin in der Finanzbranche, seit 3 Monaten in meinem Programm, sagte mir neulich: „Ich bin mit 75 % zurück und arbeite mehr als manche in Vollzeit. Aber plötzlich werde ich nicht mehr zu Meetings eingeladen – angeblich aus Rücksicht.“
Der Spagat zwischen beruflicher Präsenz und elterlicher Verantwortung wird zur Dauerbelastung. Nicht, weil du weniger leistest – sondern weil andere dich anders wahrnehmen. Die ständige Angst, nicht „genug“ zu sein – weder als Mutter noch als Mitarbeiterin – sitzt dir im Nacken.

Branchenspezifische Herausforderungen für Frauen
Tech-Branche: „Ist das wirklich so kompliziert?“
Mansplaining vom Feinsten. Du wirst belehrt über Dinge, die du besser weisst. Deine Expertise wird ständig hinterfragt. Und wenn du dich wehrst? Giltst du als schwierig oder empfindlich.
Finance: „Du verstehst das Business nicht.“
Die echten Entscheidungen fallen beim Feierabendbier. Und du bist nicht eingeladen. Also musst du doppelt so viel Fachwissen zeigen – um überhaupt gehört zu werden. Und selbst dann bist du nicht automatisch Teil des „inner circles“.
Beratung: „Kann sie das verkaufen?“
Du entwickelst die Konzepte, aber zum Kundentermin geht dein Kollege – weil er angeblich besser networkt. Dabei bedeutet Netzwerken oft einfach: mit dem Kunden zum Abendessen gehen. Und das ist für viele Frauen schlicht nicht der Weg.
Ingenieurwesen: „Das ist halt Männersache.“
Du bist auf der Baustelle oder im Maschinenraum – und musst ständig beweisen, dass du mehr bist als eine Quotenfrau. Dass du genauso sachkundig, durchsetzungsstark und entscheidungsfreudig bist. Nur: Du musst es täglich neu beweisen.
Warum „einfach besser sein“ nicht reicht
Viele Frauen glauben: „Wenn ich nur gut genug bin, werde ich gesehen.“
Nein. Wirst du nicht. Denn:
- Bei Männern zählt Potenzial.
- Bei Frauen zählt Perfektion.
Ein Mann mit einer Idee ist „interessant“. Eine Frau mit einer Idee muss sie beweisen. Termingerecht. Fehlerfrei. Und dabei nett bleiben.
Selbstvertrauen wird unterschiedlich gewertet:
- Beim Mann = Führungspotenzial
- Bei der Frau = Arroganz oder „nicht teamfähig“

Emotionen?
- Mann wird laut = engagiert
- Frau wird deutlich = unprofessionell
Und wehe, du wirst emotional – dann ist nicht mehr dein Inhalt entscheidend, sondern dein Tonfall.
Der innere Kritiker – dein stiller Gegenspieler
Dieses System aktiviert einen inneren Kritiker, der dich klein hält:
- „Ich sollte froh sein, dass ich überhaupt hier bin.“
- „Wenn ich mich beschwere, wirke ich schwierig.“
- „Ich muss mich nur mehr anstrengen – dann klappt das schon.“
❗️Lange Zeit dachte auch ich, dass ich männlicher werden müsste, bis ich verstand: Ich muss das Spiel durchschauen und strategisch spielen.
Wenn du dauerhaft unter Beweisdruck stehst, verlierst du irgendwann den Zugang zu deiner eigenen Stimme. Du wirst zur Expertin für Anpassung – und vergisst, wer du eigentlich bist.
Du bist nicht allein – und du bist nicht das Problem
Nach über 2 Jahren Coachings mit Frauen in Männerbranchen höre ich oft dieselben Sätze:
- „Ich werde ständig übergangen.“
- „Meine Ideen werden ignoriert, bis ein Mann sie aufgreift.“
- „Ich arbeite härter, aber werde weniger gesehen.“
Das ist keine Einbildung. Das ist Realität. Du bist nicht empfindlich – du bist wach. Und du bist nicht allein.
Der Wendepunkt: Von Reaktion zu Strategie
Du musst nicht härter, lauter oder männlicher werden. Aber du darfst strategischer werden:
- Sichtbar werden, ohne laut zu sein
- Durchsetzungsfähig wirken, ohne als schwierig zu gelten
- Nach Mutterschaft mit Selbstbewusstsein zurückkommen

Diese Strategien kannst du lernen – und sie funktionieren.
Du darfst lernen, wie du dich klar positionierst. Wie du Wirkung erzeugst, ohne dich zu verstellen. Und wie du deine eigene Definition von Erfolg lebst – auch im System.
Was du jetzt tun kannst
Du hast zwei Optionen:
1. Weitermachen wie bisher. Noch härter arbeiten. Hoffen, dass jemand deine Leistung erkennt. Oder…
2. Die Spielregeln verstehen. Strategisch agieren. Klar auftreten – ohne dich zu verstellen.
👉🏻 Im nächsten Blogartikel zeige ich dir konkrete Strategien, wie Frauen in Männerbranchen Sichtbarkeit aufbauen, Respekt gewinnen und sich selbst treu bleiben.
Themen, die dich erwarten:
- Wie du als Mutter deine neue Stärke kommunizierst
- Welche 3 Sätze deine Wirkung in Meetings sofort verändern
- Wie du Mansplaining elegant stoppst, ohne zickig zu wirken
Denn das ist die Wahrheit:
Du musst nicht lauter werden. Du musst nur klarer werden.
Du musst nicht kämpfen. Du musst klug navigieren.
Bist du bereit, deine Karriere strategisch zu steuern?
Wenn du in einer Männerbranche arbeitest und das Gefühl hast, immer wieder gegen unsichtbare Mauern zu laufen, dann lass uns reden.
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Für Frauen, die wissen: „Ich verdiene Erfolg auf Augenhöhe.“ Und die bereit sind, ihn sich zu holen – mit Klarheit, Stärke und Strategie.